Bieterjass: Wie der Jass für drei Personen geht

Man ist zu Dritt und möchte einen Jass klopfen – es fehlt aber die vierte Person für einen Schieber? Kein Problem, mit dem Bieter (oder auch „Büter“ oder „Steiger“ genannt) gibt es eine Jassart, bei der man auch zu dritt beim Jassen Spass haben kann. Lesen Sie hier, wie der Bieter zu Dritt gespielt wird.

Regionale Unterschiede

Der Bieter oder Steiger wird von Region zu Region unterschiedlich gejasst. In diesem Artikel wird beschrieben, wie der Bieter in der Region vom Schweizer Jassverzeichnis (Luzern) gespielt wird. Dies ist jedoch nicht exakt die Version des offiziellen Jassreglements, macht aber auch so eine Menge Spass.

Einer gegen Zwei

Zusammengefasst geht es beim Bieter um das Erreichen einer gebotenen Punktzahl (z. B. 650). Der Meistbietende muss diese Punktzahl erreichen und spielt allein. Seine Gegenspieler bilden ein Team (auch als «Bauernpartei» bezeichnet) und müssen 1’000 Jasspunkte erreichen. Wer zuerst sein Ziel erreicht, hat gewonnen.

Kartenverteilen und Bietverfahren

Eine der grössten Besonderheiten des Bieters ist das erste Austeilen der Jasskarten. Jeder Spieler erhält 10 Karten. Drei Karten werden verdeckt und drei offen auf den Tisch gelegt. Der Spieler rechts vom Kartengeber beginnt mit dem Bieten mit einem Mindeststartgebot von 500 Punkten (Jassreglement: 600). Danach geht das Bieten der Reihe nach. Jedes Gebot muss dabei mindestens 5 Punkte (Jassreglement: 10) höher sein als das Gebot des vorherigen Spielers. Wer nicht mitbieten möchte, steigt aus (z. B. mit den Worten „fort“, „pass“ oder einfach „ich steige aus“). Niemand muss mitbieten. Wer aber nicht mitbietet, kann später nicht mehr erneut einsteigen mit dem Bieten. Das Bieten geht so lange, bis zwei Spieler ausgestiegen sind. Der Meistbietende – auch „König“ genannt – muss nun die gebotene Punktzahl erreichen. Bietet gar niemand mit, wird das Spiel neu gegeben.

Meistbietender darf Karten einnehmen

Nun darf der Meistbietende die 3 verdeckten und 3 offenen Karten einnehmen und kann aus seinen nun insgesamt 16 Karten in der Hand 6 beliebige Karten ablegen. Sämtliche (verdeckt) aufgenommene und abgelegten Karten müssen und dürfen der Gegenpartei nicht gezeigt werden. Legt der Meistbietende zu wenig oder zu viel Karten ab, nachdem er bereits eine Karte ausgespielt hat, darf er keine Weis- oder Spielpunkte schreiben. Die Gegenpartei erhält dafür 257 Punkte. Abgelegte Karten zählen als Spielpunkte für den Meistbietenden, dürfen aber während dem Spiel nicht erneut aufgenommen werden oder als Karten für Weise verwendet werden.

Oft entscheidet sich im ersten Spiel, wie erfolgreich der Meistbietende sein wird. Die Strategie muss sein, dass der Einzelspieler im ersten Spiel möglichst viele Spielpunkte (ideal ein Match) und Weispunkte schreiben kann. Dies erreicht er unter anderem damit, dass er aus den 16 Karten geschickt ablegt und sich so hohe Weispunkte bzw. eine Matchmöglichkeit erarbeitet.

Bodentrumpf ab der 2. Runde

Nach dem ersten Spiel gibt der Meistbietende die Karten aus und es gilt „Bodentrumpf“. Sprich nach Abheben der Karten wird die unterste Karte offen angezeigt. Die Farbe der Karte zeigt den Trumpf an. Wird eine 6 aufgedeckt ist Undeufe. Wird ein As aufgedeckt ist Obeabe. Beispiele:

  • Rosen 7 = Rosen ist Trumpf
  • Schellen-As = Obenabe
  • Schilten-König = Schilten ist Trumpf

Die aufgedeckte Karte gehört dem Kartengeber. Das Spiel wird eröffnet durch den Spieler rechts des Kartengebers (= Vorhand). Dieses Szenario mit Bodentrumpf wiederholt sich nun bei jeden neuen Austeilen der Karten, wobei wie beim Schieber immer wieder ein anderer Spieler ausgibt (der Spieler rechts des vorherigen Ausgebers).

Ab dem zweiten Rundenspiel hat der Meistbietende die Möglichkeit, nicht mitzuspielen („mitkommen“). Sprich, die Gegenpartei muss vor dem Auslegen der ersten Karte den Meistbietenden fragen, ob er mitspielt. Wenn der Meistbietende nicht mitspielt, kann die Gegenpartei 157 Punkte notieren (und allenfalls Stöckpunkte, aber keine andere Weise. Gemäss Jassreglement kann sich die Gegenpartei gar 257 Punkte schreiben lassen). Der Meistbietende darf sich logischerweise keine Punkte (weder Spiel, Weis- oder Stöckpunkte) schreiben. Wird der Meistbietende nicht gefragt, ob er mitspielt, kann er sich entscheiden, bis er seine erste Karte ausspielt. Spielt er eine Karte aus, muss er mitspielen.

Erfahrungsgemäss wird der Meistbietende ab dem zweiten Rundenspiel tendenziell wenige Spielpunkte machen. Hat er schlechte Karten, muss er sich gut überlegen mitzukommen und allenfalls einen Match der Gegenpartei (257 Punkte) zu riskieren. Weispunkte dürfen nur geschrieben werden, wenn die Gegenpartei nicht einen besseren Weis hat (analog der allgemeinen Weisregeln).

Regeln am Anfang klären

Wie eingangs erwähnt, gibt es (regional) unterschiedliche Spielregeln für den Bieter zu Dritt. Um allfällige Differenzen zu vermeiden, empfiehlt es sich am Anfang mindestens folgende Punkte zu klären:

  • Startgebot bzw. Mindestgebot (bspw. 500, 600 oder 650)
  • Erhöhungsschritte beim Bieten (bspw. 5 oder 10)
  • Weismöglichkeiten (teilweise ist das Weisen nur in der ersten Runde erlaubt)
  • Punkte für Gegenpartei beim Nichtmitspielen vom König (bspw. 157 oder 257)
  • Zeigen der aufgenommen und abgelegten Karten (ja oder nein)

Folgend noch einige Darstellungen, die den Bieter zu Dritt in Kürze erklären.

Die Verteilung der Karten und der Ablauf vom Bieten
Die Verteilung der Karten und der Ablauf vom Bieten

Die erste Spielrunde beim Bieter
Die erste Spielrunde beim Bieter

Der Alleinspieler spielt aus in der ersten Runde
Der Alleinspieler spielt aus in der ersten Runde

Der Alleinspieler kann entscheiden, kann je Runde entscheiden ob er mitspielt oder nicht
Der Alleinspieler kann entscheiden, kann je Runde entscheiden ob er mitspielt oder nicht

Fazit zum Bieter

Der Bieter zu Dritt ist eine sehr interessante Jassart. Mit dem Bieten am Anfang hat der Jass einen Hauch vom Pokern, wo man nie weiss, ob ein Gebot „echt“ oder nur „Bluff“ ist. Für den Einzelspieler ist es zudem eine spannende Herausforderung, ob er gegen das Zweierteam besteht. Wer den Bieter zu Dritt noch nie gespielt hat, sollte es zumindest mal ausprobieren. Es lohnt sich!

Video zum Bieter-Jass

Im Rahmen der Sendung «Donnschtig-Jass Warm-Up» durfte das Schweizer Jassverzeichnis den Bieter-Jass vorstellen. Das Video zur Sendung können Sie untenstehend anschauen (Erklärungen ab ca. 4:30).

Geschichte zum Bieter

Der Bieter ist aus dem «Königsjass» entstanden, welcher heute als «Schafhauser-Jass» oder «Fischenthaler-Jass» bekannt ist. Ein Königsjass ist ein Jass, in dem ein Spieler (= König) gegen zwei andere spielt (= Bauernpartei). Gemäss unserer Recherche wurde der Königsjass bereits um das Jahr 1900 gespielt. Im Jahr 1917 wird von Kaiser & Co. ein Jass-Reglement herausgegeben, welches den «Bieterjass» und einen «verrückten Bieter» beinhaltet.

Im «Schweizer Jass-Büchlein» wird 1923 ebenfalls ein Bieterjass beschrieben. Jener Bieter-Jass, welcher sich schlussendlich durchgesetzt hat und nach den ähnlichen Regeln wie oben beschrieben gespielt wurde, wird aber erstmals 1930 in einer neuen Auflage des «Schweizer Jass-Büchlein» beschrieben. Dabei wird erwähnt, dass in Basel eine neue Art vom Bieter gespielt wird, der sogenannte «Basler Bieter». Von Basel aus hat sich der Bieter-Jass schliesslich in die ganze Schweiz – teilweise gar nach Deutschland und Österreich – ausgebreitet.  

Obwohl der Bieter inzwischen weitläufig bekannt ist, steht er im Schatten von den bekanntesten Jassarten wie Schieber, Coiffeur oder Differenzler. Bis heute war beispielsweise noch nie ein Bieter-Jassturnier im Schweizer Jassverzeichnis eingetragen.

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