Jassen in Zahlen: Ein richtiger Unterzug

Unterzüge sind beliebt: Wenn sie gelingen, sieht der Gegner meist alt aus – wenn sie misslingen ist der Partner oft unzufrieden. Gastautor Dr. Jürg von Burg erklärt für die Blog-Serie „Jassen in Zahlen“ mit einem Beispiel, wo der Unterzug ein Muss ist.

Nehmen wir folgende Ausgangslage an: Wenn Ihr Partner der Trumpfmacher ist, dann ist er der Chef im Ring. Sprich er zieht eine Farbe an und Sie müssen immer mit der höchsten Karte stechen. Hier zu unterziehen, wäre falsch. Schauen Sie mit mir aber diese Partie an:

Karten des Spielers 0

Karten des Spielers 1

Karten des Spielers 2

Karten des Spielers 3

Spieler 0 macht Vorhand Obenaben. Es ergeben sich folgende Stiche:

  1. Sp: 0 Eicheln As Sp: 1 Eicheln Sechs Sp: 2 Rosen Sechs Sp: 3 Schilten Sechs Stich#: 0
  2. Sp: 0 Eicheln König Sp: 1 Eicheln Sieben Sp: 2 Schellen Acht Sp: 3 Schilten Sieben Stich#: 1
  3. Sp: 0 Eicheln Ober Sp: 1 Eicheln Neun Sp: 2 Schellen König Sp: 3 Rosen Neun Stich#: 2
  4. Sp: 0 Schellen As Sp: 1 Schellen Sechs Sp: 2 Rosen Under Sp: 3 Schellen Sieben Stich#: 3
  5. Sp: 0 Schellen Ober Sp: 1 Schellen Zehn Sp: 2 Schilten Acht Sp: 3 Schellen Neun Stich#: 4
  6. Sp: 0 Schilten Neun Sp: 1 Schilten Zehn Sp: 2 Schilten Ober Sp: 3 Rosen Ober Stich#: 5
  7. Sp: 2 Schilten As Sp: 3 Schellen Under Sp: 0 Eicheln Zehn Sp: 1 Schilten König Stich#: 6
  8. Sp: 2 Schilten Under Sp: 3 Rosen König Sp: 0 Rosen Acht Sp: 1 Rosen Sieben Stich#: 7
  9. Sp: 2 Rosen As Sp: 3 Rosen Zehn Sp: 0 Eicheln Acht Sp: 1 Eicheln Under Stich#: 8

Total Punkte netto 257 zu 0

Total Punkte bruto: 771 zu 0

Der richtige Unterzug und hier auch das richtige Verwerfen: Stich #5 zeigt den richtigen Unterzug und ich werde das kurz erklären. Spieler 0 macht Vorhand Obenabe und beginnt gleich mit einem As gefolgt von Bock und nochmals Bock. Spätestens in Stich #1 „wissen“ Sie als Spieler 2, dass Ihr Partner vorne weg spielt und wohl 5 Stiche machen wird – wenn Sie die Karten von Spieler 2 anschauen, dann müssen Sie den möglichen Match spüren (2 Asse und ein As mit „langer“ Farbe). Völlig falsch wäre es den Schellenkönig zu zweit zu halten, nein Sie spielen konsequent auf Match. Das heisst, zuerst die Schellen weg und dann den Rosen Under weg. Wenn der Partner eine Schilte hat, wird er sie spielen. Und siehe da (Stich #5) die Schilte kommt. Sie müssen jetzt den Unterzug riskieren, weil, wenn er gelingt ist die Wahrscheinlichkeit für einen Match sehr hoch (hat Ihr Partner den Schilten König z.B. zu zweit, dann ist der Unterzug doppelt richtig).

Die genauen Bedingungen für diesen Unterzug sind:

  1. Partner spielt zuerst seine Böcke (mind. 4) und ist wahrscheinlich ausgeschossen
  2. Spieler 3 verwirft einmal Schilten
  3. Sie haben nur noch Böcke oder „Pseudoböcke“ (Schilten)
  4. Sie haben höchsten Schilten und dritthöchsten Schilten (As, Ober oder wenn As gegangen König und Under etc.)

Dazugehörige Statistik:

Der JassRoboter spielt für alle Spieler identisch (also auch das Verwerfen). Für ein Team ist der Unterzug programmiert, für eines nicht. Die Resultate sind mehrfach erstaunlich, vielleicht aber nicht überraschend. Der JassRoboter hat 100’000 Partien gespielt und das „Unterzug-Team“ ist statistisch klar besser – es werden rund 200 Partien mehr gewonnen. Beachten Sie die Anzahl der gewonnen Runden (da ist die Welt anders rum). Aber die wohl entscheidenden Zahlen sind eben die gewonnen Obe und Une-Matche. Wer einen 3-fachen Match in einer Partie macht, macht schlussendlich mehr Punkte. 

Sie sehen auch, dass mehr Oben-Matche gespielt werden, als Unten. Das hat mit dem Mischeln der Karten zu tun. Welchen Einfluss Mischeln auf das Jassergebnis hat, erläute ich im nächsten Blogartikel meiner Serie.

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