Wer zur Predigt geht und Jassen im Kopf hat, liegt in der Regel daneben. Ausser beim neuen Buch «Sonntagsjass» des Theologen Ruedi Heinzer. Er untersucht erstmals den Jass theologisch.
Der pensionierte Pfarrer, Feld- und Radioprediger Heinzer (Spiez) macht ein Experiment: Er beobachtet, was passiert, wenn man das Schweizer Kartenspiel mit Theologie und Philosophie zusammenbringt. Als er vor acht Jahren zum Thema «Gott und das Spiel» recherchierte, faszinierte ihn das Motiv «Spiel». Sein Buch «Sonntagsjass» liest sich leicht. Heinzers Sprache verzichtet erfrischend auf den üblichen Kirchenjargon. Der Inhalt hält Überraschendes bereit und gibt zu denken. Dass einer eigentlich nicht jassen könne, der nur glauben wolle, was er sehe, hat man sich wohl noch nicht bewusst gemacht. Dass die vier Jassfarben griffig zusammenfassen, was gelebtes Christsein ausmacht, kommt originell und vergnüglich herüber. Warum Jassen gerechter sei als unser aktuelles Gesellschaftssystem, wirkt wie ein Augenöffner. Im «Sonntagsjass» zeigt sich übrigens, dass Theologie, sogar wenn sie sich mit Jassen befasst, ab und an in der Politik landet. Man sei gewarnt: Heinzer neigt nach links und beruft sich dabei auf das Evangelium. Er findet die Spielregeln des ungezügelten Kapitalismus ein «kreuzdummes Arrangement».