Jassen in Zahlen: Kann Obenabe oder Undeufe bei schlechten Karten riskiert werden?

Wir gehen von einem einfachen Schieber aus. Ihr Partner schiebt und Sie haben miese Karten (kein Buur oder Nell). Einzig beim Obenabe oder Undeufe sehen sie ein paar – aber sehr wenige –  „sichere“ Stiche. Soll Obenabe oder Undeufe riskiert werden? Gastautor Jürg von Burg hat diese Frage für das Schweizer Jassverzeichnis analysiert.

Undeufe und Obenabe nützen?

Um die oben genannte Ausgangslage zu analysieren, stelle ich mir zuerst eine neue Frage: Soll die Option Undeufe oder Obeabe überhaupt benützt werden? Ohne die Zahlen zu kennen, werden die meisten Jasser wohl spontan sagen: Ja, Natürlich! Denn intuitiv nehmen wir wohl an, dass uns zusätzliche Möglichkeiten auch zusätzlichen Nutzen bringen können. Es sollte ja nicht sein, dass zusätzliche Trumpfoptionen (eben Undeufe und Obenabe) keinen Vorteil bringen.

Die Zahlen dazu

Für die Berechnung spielen die Jass-Roboter viermal mit identischen Karten je 10’000 Partien. Mit folgenden Einstellungen:

  • einmal keine Team mit Obenabe oder Undeufe
  • einmal beide Teams mit Obenabe oder Undeufe
  • je einmal nur ein Team mit Obenabe oder Undeufe

Es geben sich folgende Verhältnisse bei den Anzahl gewonnen Partien:

Mit diesen Zahlen scheint es geklärt zu sein, dass es äusserst notwendig ist, die Optionen Obenabe oder Undeufe zu nützen! Jenes Team, welches die Option mehr nützt als das andere Team, kann sich dadurch einen Vorteil schaffen.

Kritische Leser werden wohl bemerken, dass die Option Obenabe und Undeufe zu besseren Resultaten führt nur indirekt in der obigen Statistik beantwortet ist. Die Differenz von 300 Partien ist zwar ziemlich deutlich, doch berechnen wir die Statistik auch für Gewinnrunden:

Jetzt gelingt der vollständige Beweis, denn wenn die Anzahl Punkte pro Runde steigt, dann gibt es mehr Matche! Und auch die Anzahl Matche lassen sich auswerten

Wann soll die Undeufe und Obenabe beim geschobenen angesagt werden?

Nun geht es zur Kernfrage des Artikels, wann soll Undeufe oder Obenabe bei geschobenen Karten risikiert werden. Damit sie beantwortet werden kann, muss sie mit der Alternative (eine „Farbe“ als Trumpf machen) verglichen werden. Als erste Faustregel gilt: Hast du keine Trumpf, den du sicher halten kannst aber du kannst Obenaben bzw. Undeufe auf mindestens drei Farben halten, dann sage Obenaben bzw. Undeufe an.

Eine andere Möglichkeit ist die Anzahl sichere Stiche. Sprich zähle die sichere Stiche (angenommen du kommst ins Spiel):

  • Wenn du mehr sichere Stiche bei einer Farbe hast als in einem Undeufe oder Obenabe, dann sage die Farbe als Trumpf an.
  • Ist dies nicht der Fall, und du hast mehr oder gleichviele (!) sichere Stiche in einem Undeufe oder Obenaben als in einer Farbe, dann wähle die Option Undeufe oder Obenaben

Geübte Jasser und Jasserinnen werden wohl mit den obigen Ausführungen zu den Anzahl Sicheren einwerfen, dass damit Gefahr des Kontermatches besteht. Ja, diese besteht – ist aber vernachlässigbar. Bei meiner Simulation gab es nur bei 0.003% aller Runden einen Kontermatch.

Mit diesen genannten Regeln wirst du statistisch gesehen, solide jassen. Ob du damit ein Wunder schaffst, bleibt offen. Seid ihr als auf ein Wunder bzw. möglichst viele Punkte angewiesen, darf natürlich auch von dieser Regel abgewichen und mehr riskiert werden.

Und wie sieht es bei der Vorhand aus?

Wie man am besten Vorhand Trumpf macht, wird hier im Artikel „Richtig Trumpf ansagen beim Schieber“ erläutert.

Übung macht den Meister: Jetzt online spielen!

Und für alle Fans von jass.e-act.ch: Inzwischen habe  ich die einfachen Schieber-Varianten auf meiner Seite aufgeschaltet. Damit kannst du im freien Spiel – ohne dich zu registrieren – ein einfacher Schieber gejasst werden. Viel Spass!

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