Wo wird mit französischen und wo mit deutschschweizer Jasskarten gespielt? Wie sind die Jassgrenzen entstanden? Mit einem kurzen geschichtlichen Rückblick gehen wir der Frage des „Jassgrabens“ nach.
Geschichtlicher Rückblick
Wie der überwiegende Teil der Kartenspiele, kommt auch der Jass aus dem Orient. Etwa im 14. Jahrhundert wurden neue Karten entworfen, die besser auf den mitteleuropäischen Raum abgestimmt waren. Aus der Deutschschweiz stammen die ältesten bekannten Karten, eine Variante der deutschen Ausgabe, aus dem Jahre 1470. Seinerzeit trugen die Karten die Farbbezeichnungen Schellen, Hüte, Schilten und Federn. Im deutschschweizerischen Blatt wurden die Farben „Rosen“ und „Eicheln“ erst zu einem späteren Zeitpunkt eingeführt. Erst im 19. Jahrhundert wurde Jassen beliebt und im Laufe der Jahrzehnte wurden unterschiedliche Varianten kreiert. Jass steht nicht für ein bestimmtes Kartenspiel, sondern wird als Oberbegriff für zahlreiche allgemeine Kartenspiele genutzt.
Information zur Jassgrenze
Die Jassgrenze befindet sich in der inneren Schweiz und startet beim Brünig und zieht sich über den Napf bis zur Reuss. Als Grenze im Aargau dient die Reuss bis nach Brugg und anschliessend die Aare bis zum Rhein. Die Entstehung der Jassgrenze reicht bis 1000 Jahre zurück in die Zeit des westlichen Königreiches Burgund und des östlichen Herzogtums Schwaben.
Laut Historikern überlebte diese Grenze, weil die Aare lange Zeit eine nicht überwindbare Barriere darstellte. Eine Fähre war zwecklos, weil wegen der häufigen Hochwasser die Fähre nicht in Betrieb genommen werden konnte. Im Vergleich zur heutigen Zeit bestand zu den Gemeinden an den unterschiedlichen Aareufern keinen direkten Austausch und die Entwicklung verlief unterschiedlich. Es liegt die Vermutung nahe, dass im Westen der Aare französische und auf auf der östlichen Seite deutsche Jasskarten bevorzugt wurden.
Die erste Brücke wurde 1892 im Zurzigebiet errichtet. Trotzdem breiteten sich die deutschen oder französischen Karten nicht auf beiden Seiten aus.
Die französische Besteuerung der Spielkarten
Der Kartengraben in der Eidgenossenschaft ist ebenfalls in der Besteuerung der Spielkarten in Frankreich zu finden. Durch die Erhöhung der Kartensteuer in Frankreich im 18. Jahrhundert wanderte die Kartenproduktion in die Schweiz aus, weil dort ein solche Steuer nicht existierte.
Die produzierten französischen Kartenbilder breiteten sich in der Westschweiz aus. Nur die wenigsten wissen, dass auch in Diessenhofen im Kanton Thurgau eine Produktion startete. 1831 kaufte Johann Georg Rauch in der gleichen Stadt eine Spielkartenfabrik und das Unternehmen hatte seinen Stammsitz an der Rheinstrasse. Sehr praktisch, denn die Druckstöcke wurden durch die Modellstecher der Diessenhofer Kartendruckerei bereitgestellt. Sein Auszubildender, Johannes Müller, erreichte schnell die Position des Betriebsleiters und Rauch verkaufte 1838 sein Unternehmen an den Betriebsleiter Müller, während Rauch sich einer politischen Zukunft widmete. Später wurde er einer der ersten Thurgauer Nationalräte. Müller indessen fusionierte später mit der Schaffhauser Spielkartenfabrik und seine Nachkommen richteten das Unternehmen global aus. Die Diessenhofener Spielkartenfabrik trug nicht zum Kartengraben am Untersee bei, denn sowohl das deutsche und das französische Blatt wurden gedruckt.
Experten uneinig über die Entstehung der Jassgrenze im Aargau
Einzigartig ist die Jassgrenze im Kanton Aargau: Sie verläuft durch den gesamten Kanton von Süden nach Norden, ab Brugg mehrheitlich der Reuss und der Aare entlang. Mit französischen Karten wird im ehemaligen Berner Aargau, im Fricktal und und westlich der Aare gejasst. Mit schweizerdeutschen Karten im Zurzibiet östlich der Aare, im Freiamt und im Bezirk Baden. Diese Grenze des Jassens wird auch durch Orte getrennt, z.B. Windisch das Ober- vom Unterdorf sowie Gemeinden in der Nachbarschaft wie Birmenstorf und Mülligen.
Jedoch gibt es bis in die heutige Zeit keine Antwort, wie diese Grenze entstanden ist. Die Historiker sehen eine mögliche Begründung durch den ehemalige Stadtstaat Bern: In seiner damaligen Form reichte er von Nyon bis Brugg und die Reuss war von 1415 bis 1798 die Grenzlinie.
Eine andere mögliche Erklärung ist, dass die Soldaten von Napoleon die Romandie mit französischen Spielkarten übersäten. Auf der anderen Seite der Reuss wurde in der Grafschaft Baden unter deutschen Einflüssen mit deutschen Karten, Schellen, Eichen, Schilten und Rosen gespielt.
Die unsichtbare Grenze in der Schweiz fasziniert alle. Ursprünglich gab es schweizerdeutsche Spielkarten, die in den Jahrzehnten eine Ablösung durch französische Spielkarten fanden. Heute weiss niemand genau, wo die Grenze verläuft. Die Problematik könnte sich in Zukunft von selbst lösen. Die Produktion der Spielkarten ist jetzt in Belgien. Die Hälfte des Aargaus und die Ostschweiz sind sehr klein hinsichtlich des globalen Marktes, der französische Karten benötigt. Jassen liegt im Trend und insbesondere junge Menschen haben das beliebte Spiel wieder neu entdeckt. Der Aargau ist als Jasskanton bekannt. So finden viele Jassturniere im Kanton Aargau statt.
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