Die Ereignisse in Zusammenhang mit dem Corona-Virus wirken sich auf viele Veranstaltungen aus. Absagen und Verschiebungen sind alltäglich geworden. Was bedeutet dies für die Jassturniere und deren Organisatoren? Armin Muff, Gründer vom Schweizer Jassverzeichnis, spricht im Interview über die Auswirkungen und sagt «Jassen ist krisenresistent». Mehr dazu erfahren Sie in unserem Jass-Blog.
Die Fallzahlen steigen und die Massnahmen zur Durchführung von Veranstaltungen werden wieder verschärft. Wurden bereits viele Jassveranstaltungen abgesagt?
Armin Muff: Seit Ende August wurden tatsächlich einzelne Veranstaltungen abgesagt. Unter anderem die beliebten Migros-Generationen-Jassturniere oder die ganze Reihe der Volg-Jassturniere.
Werden also bald keine Jassturniere mehr durchgeführt?
Ganz im Gegenteil. Es werden weiterhin laufende neue Jassveranstaltungen eingetragen. Bis Ende Jahr sind zum jetzigen Standpunkt noch rund 600 Jassveranstaltungen geplant.
Bedeutet dies, dass die abgesagten Jassturnieren nur Ausnahmen sind?
Bisher stellen wir fest, dass es sich bei der abgesagten Jassveranstaltungen eher um grössere Jassturniere mit vielen Teilnehmern oder Jassturniere mit einer überregionalen Ausstrahlung handelt. Jedoch machen uns nicht nur die bereits im Jassverzeichnis eingetragenen und nun abgesagten Jassturniere Sorgen…
Sondern?
Die Hauptsaison der Jassturniere ist in den Wintermonaten. Die Jassorganisatoren dieser Veranstaltungen beginnen oft erst jetzt oder in den kommenden Monaten mit der Planung. Sprich diese Jassturniere wären erst in ein paar Monate oder Wochen im Voraus ins Schweizer Jassverzeichnis eingetragen worden. Da sich die Organisatoren vor weiteren Massnahmen zur Durchführung von Veranstaltungen fürchten, werden einige ihre Jassturniere wohl schon im Voraus abblasen.
Welche Schutzmassnahmen sollten die Jassorganisatoren derzeit umsetzen?
Wichtig ist, dass die Jasser und Jasserinnen nur symptomfrei an der Jassveranstaltungen teilnehmen. Von den Jassorganisatoren wissen wir, dass sie vorallem auf folgende Massnahmen setzen: Abstand zwischen den Jassgruppen, Vermeidung von einer Durchmischung der Jasser und Jasserinnen, welche nicht zusammen jassen, Desinfizieren der Hände vor dem Spielbeginn an einem neuen Tisch, Schutzmasken für die Personen welche mit mehreren Jassgruppen Kontakt haben (z. B. Jury) und Aufbewahrung der Kontaktdaten und Auslosung während 14 Tagen.
Und dann gibt es noch kantonale unterschiedliche Regeln…
Ja, das ist so. Daher empfehlen wir den Jassorganisatoren vor Beginn der Planung mit den kantonalen Behörden, in dessen Kanton das Jassturnier stattfinden soll, Kontakt aufzunehmen und sich nach deren Vorgaben für Veranstaltungen zu erkundigen.
Macht es Sinn, in dieser Zeit ein Jassturnier durchzuführen?
Wir finden grundsätzlich: Ja. Denn überall hören und lesen wir, dass wir uns an das Leben «mit dem Virus» gewöhnen müssen. Bei einem Turnierschieber auf vier Passen hat ein Jasser oder eine Jasserin nur mit 12 weiteren Jassern oder Jasserinnen Kontakt. Wir denken, im Vergleich zu vielen anderen Veranstaltungen die derzeit durchgeführt werden, ist dies vertretbar.
Aber viele Jassorganisatoren stehen derzeit auch etwas im Ungewissen: Verschärfen sich die Massnahmen? Kommen genügend Jasser und Jasserinnen an das Jassturnier? Daher verstehen wir auch jene Jassorganisatoren, welche diese Unsicherheit nicht eingehen wollen und ihr Jassturnier verschieben oder absagen. Hinzu kommt, dass teilweise die Infrastruktur gar nicht vorhanden ist, um die Schutzmassnahmen einzuhalten, wie beispielsweise genügend Abstand zwischen den einzelnen Jassgruppen.
Während des Lockdowns konnten keine Jassturniere durchgeführt werden.
Es stimmt, das dann logischerweise keine öffentliche Jassturniere stattgefunden haben. Wir haben aber festgestellt, dass dann nicht weniger – sondern viel mehr gejasst wurde. Denn viele Personen und Familien haben in dieser Zeit das Jassen zu Hause in den eigenen vier Wänden wieder- oder neuentdeckt. In dieser Zeit erhielten wir nämlich sehr viele Anfragen zu Jassfragen und unser Spiel Zweier-Jass war im Nu ausverkauft.
Kann man also von einer «Renaissance» des Jassens sprechen?
Als Renaissance, also Wiedergeburt, würde ich persönlich es nicht bezeichnen, denn Jassen war gar nie tot! Aber sicherlich haben viele Personen während des Lockdowns gejasst, welche dies sonst nicht getan hätten. Denn für ein Jasskartenspiel braucht man nicht mehr als ein paar Jasskarten, und dies haben die meisten Schweizer und Schweizerinnen bei sich zu Hause. Und wer die Freude am Jassen entdeckt hat, hört oft nicht so schnell wieder auf. In dem Sinn war der Lockdown gar förderlich für das Jassen.
Das könnte also auch zu mehr Teilnehmenden an Jassturnieren führen?
Ja, das wäre möglich. Kurzfristig sind es wohl eher weniger Teilnehmenden, da viele ältere Jasser und Jasserinnen sicherheitshalber zu Hause bleiben. Langfristig gesehen kann dieser Aufschwung den Jassorgansatoren zu mehr Teilnehmenden führen. Zudem ist erfreulich, dass wir nun wissen: Jassen ist krisenresistent. Im Gegensatz zu vielen anderen Freizeitbeschäftigungen, kann eigentlich fast immer und überall gejasst werden.
Hinweis/Update 22.10.2020: Dieses Interview wurde anfangs September geführt, als die Fallzahlen noch tief waren. Mit den neuen Massnahmen vom 18. Oktober sind inzwischen viele Jassveranstaltungen abgesagt worden.
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