Jassen in Zahlen: Soll bei einem geschobenen der Trumpfbauer zu Zweit ausgespielt werden?

Sie schieben und der Partner sagt Trumpf an. Von den Trumpfkarten besitzen Sie den Trumpfbauer mit einer anderen Trumpfkarte. Soll der Trumpfbauer ausgespielt werden? Diese Frage hat unser Gastautor Dr. Jürg von Burg in seiner Blogreihe «Jassen in Zahlen» analysiert. Lesen Sie hier seine Antwort.

Das Gefühl sagt: Trumpfbauer ausspielen…

So vom Gefühl her, und so habe ich es auch in meinem Jass-Spiel programmiert, sollte man dem Partner ja zeigen, dass man den Bauern hat. Schliesslich hat ja der Partner zum Trumpf angesagt. Und dann Trumpf nachziehen. Anderseits, unter günstigen Sternen, haben wir einen Trumpfstich mehr, wenn ich nicht den Bauern ziehe und das kann sogar einen Match ermöglichen!

… die Zahlen sprechen aber eine andere Sprache

Nun machen wir es nicht zu spannend: In allen Schiebern ist es grundsätzlich von Vorteil nicht den Bauer auszuspielen. Das zahlenmässige Verdikt ist ist erdrückend. Im dreifachen Schieber werden 40 Partien auf 10’000 mehr gewonnen.

Das kam auch für mich einigermassen überraschend. Wie aber sieht das Resultat im Turnierjass aus? Um sicher zu gehen, bin ich auf 100’000 Partien hoch und auch hier für mich überraschend ist das Verdikt noch deutlicher. 431 gekehrte Partien, wenn der Trumpfbauer nicht ausgespielt wird. Beim Turnierjass sind die Punkte ja entscheidender und siehts auch okay aus, wiewohl die Punktedifferenz um einen Faktor 20 kleiner ist als der prozentuale Gewinn bei den Partien.

Es kommt auf die Böcke an

Nun hätte ich ja hier beenden können, aber es nahm mich halt Wunder, ob, wenn ich die Anzahl Spielböcke in Rechnung nehme, es dann nicht einen Moment gibt, wo man doch besser den Bauern spielen sollte. Und mein Verdacht hat sich bestätigt!

Im dreifachen Schieber ist es richtig, bei genau drei oder mehr Böcken im eigenen Blatt, doch den Bauern zu spielen. Nur die Gewinne sind so klein, dass man das diesen Zusatz auch gleich wieder vergessen kann. Interessanterweise verliert man auch ein paar Matche und was gibt es schöneres als ein Match. Also Bauer zu zweit von nun an klein anspielen!

Und wie sieht es im Turnierjass aus?

Da muss ich klar zugeben, dass der Turnierjass der schwächste Jass auf meiner Seite ist. Unter Turnierjassern ist es üblich, nach meinem Informanten (einem aktiven Turnierjasser und regelmässiger Jasser auf meiner Seite) den Bauern (zu zweit) aus zu spielen und im Normalfall nicht mehr nach zu Trumpfen, denn der Partner weiss, dass man mindestens noch einen Trumpf hat. Bauer blutt wird nie gespielt! Ich werde in Bälde das Trumpfspielen für den Turnierjass überarbeiten (mit Hilfe meines obigen Informanten) und dann nochmals prüfen, ob es tatsächlich besser wäre klein auszuspielen. Da bei mir auch der Punktgewinn sehr klein ist, würde ich Bauer zu zweit weiterhin den Bauern ausspielen, also klassisch bleiben.

Vergleich zum Differenzler

Vor einiger Zeit habe ich einen Blog zum Differnzler geschrieben und meine Onlineversion läuft nun seit Ende November. Es ist interessant zu sehen, dass die besten Turnierjasser auf meiner Seite auch die besten Differnz-Jasser sind. Die Mehrheit der guten bis durchschnittlichen Spieler verlieren aber im Schnitt gegen den Computer, also auch die, die leicht besser Schieber spielen als der Computer. Das zeigt mir ganz klar, wer nicht permanent weiss, was in allen 4 Farben noch drin ist, zieht oft den Kürzeren, das zeigen auch meine Resultate. Ich habe viel dazugelernt, bin aber weiterhin auch mal gefrustet, vorallem wenn ich am Ende sehe, dass ich zweifelsfrei der Dümmste am Tisch war (das erkennt man, wenn der eigene Durchschnittsfehler grösser war als der Durchschnittsfehler meiner 3 Computerkollegen). Ja der Computer als Partner und Gegner erzieht einem ganz schön zur Bescheidenheit, was ja kaum falsch sein kann. 😉

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